Heft 6 / 2018 (Juni 2018)

Abhandlungen

Dipl. Rpfleger (FH) Christoph Ilg
Der Rechtspfleger als Gericht i. S. d. Art. 267 AEUV? 301

1. Einleitung

Das Verfahren gem. Art. 267 AEUV bietet den nationalen Gerichten die Möglichkeit, den Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) im Wege der Vorabentscheidung über die Auslegung der Verträge sowie über die Gültigkeit und die Auslegung der Handlungen der Organe, Einrichtungen oder sonstigen Stellen der Union entscheiden zu lassen. Diese Möglichkeit steht grundsätzlich allen Gerichten eines jeden Mitgliedsstaates zur Verfügung. Gleichzeitig definiert Art. 267 AEUV den Begriff des Gerichts nicht. Angesichts einer immer größeren Zahl an gem. Art. 288 AEUV unmittelbar in den Mitgliedsstaaten geltenden EU-Verordnungen und den damit verbundenen Auslegungsfragen, vor die grundsätzlich auch der Rechtspfleger gestellt werden kann, stellt sich damit die Frage, ob der Rechtspfleger Gericht im Sinne dieser Vorschrift ist. In seiner Anmerkung zum Urteil des EuGH vom 17.12.2015 zur Bestätigung einer Entscheidung als Europäischer Vollstreckungstitel stellt Rellermeyer die These auf, dass der Rechtspfleger als „das Gericht“ im Sinne von Art. 267 AEUV anzusehen ist. Andernorts wird der Rechtspfleger ebenfalls als „das Gericht“ im europäischen Kontext angesehen oder aber als Gericht im Sinne des Art. 267 AEUV klar ausgeschlossen. Dieser Beitrag beschäftigt sich anhand der zu dieser Thematik ergangenen Rechtsprechung des EuGH mit der Frage, ob der Rechtspfleger tatsächlich als „das Gericht“ im Sinne von Art. 267 AEUV anzusehen ist oder nicht.

2. Die Definition des Gerichts im Sinne von Art. 267 AEUV

3. Der Rechtspfleger als Gericht im Sinne von Art. 267 AEUV?

4. Fazit

Dipl. jur. Yvonne Bienge, LL.M., Berlin
Kosten der Drittschuldnererklärung 308

„Im Ganzen ist sonach der Staat sehr freig(i)ebig gegen den Gläubiger. Er gewährt ihm die Pfändung auf fremde Gefahr hin, auf Kosten des Drittberechtigten, und namentlich des Drittschuldners, den man wohl als die bedauernswerteste Person in unserem ganzen Rechtsleben bezeichnen darf.“

Dieses mehr als einhundert Jahre alte Zitat ist in Bearbeitungen älterer und jüngerer Zeit wiederzufinden, die sich mit der Stellung des Drittschuldners innerhalb der Forderungspfändung befassen. Die rechtliche Situation des Drittschuldners scheint demnach nicht an seiner Diskussionswürdigkeit verloren zu haben und ist scheinbar mit dem Wandel der Zeit immer wieder neu auszuloten. Durch die Pfändung einer Forderung oder eines Rechts (§§ 829, 830, 857, 859 ZPO) wird ein ursprünglich am Vollstreckungsverfahren unbeteiligter Dritter (Drittschuldner) unmittelbar in ein Verfahren (zwischen Gläubiger und Schuldner) einbezogen. Dies geschieht völlig unabhängig vom Willen des Dritten und bürdet diesem vielfältige Verpflichtungen auf. Der Drittschuldner ist ständigen Veränderungen bzgl. seiner Verpflichtungen ausgesetzt und gehalten, sein Handeln diesen Veränderungen rechtzeitig anzupassen – und zwar von sich aus, denn er haftet für sein Verhalten. Gleichzeitig sieht er sich der steigenden Zahl von Forderungspfändungen ausgesetzt, innerhalb derer er zur Auskunftserteilung und zur Pfändungsbearbeitung verpflichtet ist. Hierfür tätigt er eigene Aufwendungen und setzt eigene Ressourcen ein, um einen Mehraufwand selbst abzufangen. Alles in allem entstehen einem Drittschuldner nicht unerhebliche Kosten für die Erteilung der Drittschuldnerauskunft.

I. Erklärungspflichten des Drittschuldners i. R. d. § 840 ZPO

II. Kostenerstattung durch den Schuldner

1. Gesetzliche Anspruchsgrundlage

2. Vertragliche Anspruchsgrundlage

a) Kostenerstattung aufgrund AGB zugunsten der Kreditinstitute

b) Kostenerstattung aufgrund Betriebsvereinbarung zugunsten des Arbeitgebers

III. Kostenerstattung durch den Gläubiger

1. Vertragliche Anspruchsgrundlage

2. Gesetzliche Anspruchsgrundlage

IV. Umfang bei Bejahung einer Kostenerstattungspflicht

V. Stellungnahme

VI. Ausblick

Rechtsprechung

Sachen- und Grundbuchrecht

GBO § 71 Abs. 2; BGB § 894 (Zulässigkeit einer Grundbuchbeschwerde) BGH, Beschluss vom 7.12.2017, V ZB 59/17
 
WEG § 16 Abs. 2, § 28 Abs. 2 (Haftung für Sonderumlage) BGH, Urteil vom 15.12.2017, V ZR 257/16

GBO § 12 Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 Nr. 1, § 12c Abs. 4 Satz 1; GBV § 46 Abs. 1; RPflG § 3 h; FamFG § 81 Abs. 1 Satz 2 (Erinnerung gegen abgelehnte Grundbucheinsicht) OLG Düsseldorf, Beschluss vom 17.11.2017, I-3 Wx 213/17
 
GBO §§ 20, 29; BGB § 2205 (Verfügung des Testamentsvollstreckers) OLG München, Beschluss vom 16.11.2017, 34 Wx 266/17

GBO § 53; GrdstVG § 7 Abs. 2 (Löschung eines Widerspruchs) Brandenbg. OLG, Beschluss vom 11.1.2018, 5 W 131/17
 
BGB §§ 2100, 2113 Abs. 2 und Abs. 3; GBO § 51 (Löschung des Nacherbenvermerks) OLG München, Beschluss vom 28.11.2017, 34 Wx 176/17
 
BGB §§ 1191, 780, 781, 167, 164, 158; GBO §§ 13, 18, 19, 29 (Genehmigung des Verkäufers, Finanzierungsgrundschuld) KG, Beschluss vom 27.2.2018, 1 W 338/17

BGB §§ 1828, 1829 Abs. 1 S. 2; FamFG § 40 Abs. 2; GBO § 19 (Genehmigung des Betreuungsgerichts) KG, Beschluss vom 11.1.2018, 1 W 5/18

WEG §§ 12, 24, 26, 29; GBO § 29 (Nachweis der Verwalterbestellung) KG, Beschluss vom 27.2.2018, 1 W 38/18

ZPO §§ 866, 867; GBO §§ 29, 47 Abs. 1 (Angabe des Beteiligungsverhältnisses) KG, Beschluss vom 23.1.2018, 1 W 13/18


Familien-, Betreuungs- und Vormundschaftsrecht

BGB § 1896 Abs. 2 Satz 2 (Bevollmächtigung zur gemeinschaftlichen Vertretung) BGH, Beschluss vom 31.1.2018, XII ZB 527/17

FamFG § 9 Abs. 2, § 59 Abs. 1, § 60 Satz 1 und 3 (Beendigung der Vormundschaft) BGH, Beschluss vom 24.1.2018, XII ZB 383/17
 
BGB § 1901 Abs. 3 Satz 1, § 1903 Abs. 1 Satz 1 (Anordnung eines Einwilligungsvorbehalts) BGH, Beschluss vom 24.1.2018, XII ZB 141/17
 
FamFG §§ 340, 342; BGB §§ 1960, 1961 (Bestellung und Vergütung eines Verfahrenspflegers) OLG Köln, Beschluss vom 6.12.2017, 2 Wx 253/17

Erb- und Nachlassrecht

VO (EU) Nr. 650/2012 Art. 1 Abs. 1; BGB § 1371 Abs. 1 (Angaben zum Erbteil des überlebenden Ehegatten im Europäischen Nachlasszeugnis) EuGH (2. Kammer), Urteil vom 1.3.2018, Rs. C-558/16
 
EuErbVO Art. 65 Abs. 2; DVO (EU) Nr. 1329/2014 der Europäischen Kommission vom 9.12.2014 Art. 1 Abs. 4; AEUV Art. 267 Abs. 2 (Formblatt für die Beantragung eines Europäischen Nachlasszeugnisses) OLG Köln, Beschluss vom 6.2.2018, 2 Wx 276/17

Handels-, Gesellschafts- und Registerrecht

BeurkG §§ 8, 13 Abs. 1, § 17; GmbHG § 2 Abs. 1, § 9c; EGBGB Art. 11 (Beurkundung durch einen Schweizer Notar) KG, Beschluss vom 24.1.2018, 22 W 25/16

GmbHG §§ 39, 78; HGB § 12 Abs. 1 Satz 2, § 53; FamFG § 63 Abs. 1, §§ 378, 382 Abs. 4 Satz 2 (Wirksame Bevollmächtigung) OLG Düsseldorf, Beschluss vom 8.12.2017, I-3 Wx 275/16

Zivilprozess und Zwangsvollstreckung

ZPO § 850k Abs. 4 (Bemessung des pfändungsfreien Betrages) BGH, Beschluss vom 24.1.2018, VII ZB 21/17

InsO § 36 Abs. 1 Satz 2; ZPO § 850f Abs. 1 Buchst. b (Erhöhung des Pfändungsfreibetrages) BGH, Beschluss vom 21.12.2017, IX ZB 18/17

Insolvenzrecht

InsO § 210; HintG HE § 21 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1, § 22 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 (Hinterlegung zur Abwendung der Zwangsvollstreckung) BGH, Beschluss vom 14.2.2018, IV AR(VZ) 2/17
 
JVEG § 9; InsVV §§ 10, 2 Abs. 2 (Vergütung des Sachverständigen) AG Göttingen, Beschluss vom 3.1.2018, 74 IN 160/16

Kostenrecht

ZPO § 91 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1; RVG § 3a; RVG VV 7007 (Prozessuale Kostenerstattungspflicht) BGH, Beschluss vom 24.1.2018, VII ZB 60/17

ZPO § 91 Abs. 2 Satz 2 (Erstattung der Kosten mehrerer Rechtsanwälte) BGH, Beschluss vom 21.12.2017, IX ZB 31/16

RVG § 15 Abs. 2, Abs. 5 Satz 2 (RA-Vergütung nach Einspruch gegen VU) BGH, Beschluss vom 16.11.2017, V ZB 152/16

ZPO § 91 (Erstattungsfähigkeit der Kosten eines Privatsachverständigen) OLG Stuttgart, Beschluss vom 5.12.2017, 8 W 412/17

Gesetzgebungsreport

Berichtszeitraum vom 26.3.2018 – 25.4.2018

Schrifttumshinweise

Sachen- und Grundbuchrecht

Böttcher, Entwicklungen beim Erbbaurecht und Wohnungseigentum 2017, ZNotP 2018, 1
Hügel, Der gesetzliche Eigentumsübergang an Gebäudebestandteilen, ZMR 2018, 113
Lubberich, Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts im Grundbuch: Auswirkungen der Nachlassinsolvenz bei Vorliegen einer Nachfolgeklausel, DNotZ 2018, 256
Osterholzer, Ausmärkergrundstücke zwischen interlokalem und internationalem Erbrecht, DNotZ 2018, 264
Steinbrecher, Beurkundungspflicht von Änderungen eines Grundstückskaufvertrags mit Vorlagesperre der Auflassung, NJW 2018, 1214
Weber, Die transmortale Vollmacht bei Immobilienübertragungen im Rahmen der Erbauseinandersetzung, ErbR 2018, 189
Wilsch, Die EuGH-Rechtsprechung zu den Vindikationslegaten und die Auswirkungen auf das deutsche Grundbuch- und Nachlassverfahren, ZfIR 2018, 253

Familien-, Betreuungs- und Vormundschaftsrecht

Britz, Der Familienbegriff im Verfassungsrecht, NZFam 2018, 289
Dürbeck, Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Familienrecht, FamRZ 2018, 553
Krüge, Zum Aufgabenkreis Rechts-, Antrags- und Behördenangelegenheiten, BtPrax 2018, 61
Löhnig, Anfechtung der Vaterschaft durch den leiblichen Vater – vorrangiges Elternrecht des rechtlichen vor dem leiblichen Vater, NJW 2018, 906

Erb- und Nachlassrecht

Bandel, Rechtsübergang und Rechtsbegründung durch ausländische Vindikationslegate in Deutschland, MittBayNot 2018, 99
Karczewski, Erbrecht und älter werdende Gesellschaft: Probleme des §2065 BGB, ZEV 2018, 192
Seifert, Widerruf wechselbezüglicher Verfügungen gegenüber testierunfähigen Ehegatten, JZ 2018, 121
Siebert, Die Entwicklung des Erbrechts im zweiten Halbjahr 2017, NJW 2018, 1064

Handels- und Registerrecht

Beurskens/Rottmann, Das Ende der Gesellschaft bürgerlichen Rechts, JZ 2018, 272
Bock, Verknüpfung der Handels- und Gesellschaftsregister in Europa, GmbHR 2018, 281
Hirte, Die Entwicklung des Unternehmens- und Gesellschaftsrechts im Jahr 2017, NJW 2018, 1221
Holzer, Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaften im Rechtsverkehr, MittBayNot 2018, 108

Prozess-, Verfahrenskosten- und Beratungshilfe

Schneider, H., Die Differenzvergütung des PKH-Anwalts bei Beiordnung in verschiedenen Instanzen oder bei Beiordnung mehrerer Anwälte, JurBüro 2018, 113

Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung

Kogel, Sechs Kardinalfehler bei der Einreichung eines Antrags auf Teilungsversteigerung des Familienheims, FamRB 2018, 195
Schneider, W., Die verspätete oder unterbliebene Anmeldung von Hausgeldansprüchen in der Zwangsversteigerung eines Wohnungseigentums, ZMR 2018, 119

Insolvenzrecht

Hingerl, Verwaltervergütung bleibt notwendiger Inhalt eines Insolvenzplans, ZInsO 2018, 776
Homann, Zwangsvollstreckungsrechtliche Verstrickungswirkung im Insolvenzverfahren, ZVI 2018, 137
Pape, Aktuelles Insolvenzrecht im Jahr 2017 – Übersicht über die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Insolvenzordnung im vergangenen Jahr (Teil 2), ZInsO 2018, 745
Schneider, Die Nachtragsverteilung – dogmatische Grundfragen und praktische Schwierigkeiten, KTS 2018, 51
Sternal, Die Rechtsprechung zum Verbraucherinsolvenz- und Restschuldbefreiungsverfahren im Jahre 2017, NZI 2018, 241

Straf-, Strafverfahrens- und Strafvollstreckungsrecht

Burhoff, Die Vergütung des Verteidigers in Verfahren betreffend die Vollstreckung ausländischer Geldsanktionen, RVGreport 2018, 122
Burhoff, Die Rechtsprechung zur Abrechnung im Straf- und Bußgeldverfahren, insbesondere nach den Teilen 4 und 5 VV RVG, in den Jahren 2016-2018, StraFo 2018, 140
Cirener/Herb, Die Zulässigkeit von Verfahrensrügen in der Rechtsprechung des BGH – 1. Teil, NStZ-RR 2018, 97
Hieramente/Schwerdtfeger, Das Unternehmen im Fokus der Vermögensabschöpfung im Wirtschaftsstrafrecht – Risiken und Chancen der Gesetzesreform, BB 2018, 122
Schwarz, Der Begriff derselben Tat im Sinne von § 121 Abs. 1 StPO, NStZ 2018, 187

Kostenrecht

Becker, Vom günstigen Zeitpunkt der Antragstellung bzw. Anmeldung im Grundbuch- und Handelsregisterkostenrecht, RNotZ 2018, 163
Fromm, Besonderheiten bei der Vergütung des Verteidigers in Strafverfahren gem. § 142 StGB (unerlaubtes Entfernen vom Unfallort), JurBüro 2018, 116
Schneider, H., Gerichts- und Anwaltskosten bei Stufenanträgen, FamRB 2018, 206
Schneider, H., Erstattungsausschluss der Mehrkosten bei Anwaltswechsel, AGS 2018, 157
Schneider, N., Vergütung für Ratenzahlungsvereinbarungen in der Zwangsvollstreckung, AGS 2018, 53

Buchbesprechungen

Zöller. Zivilprozeßordnung.
Bearbeitet von Althammer, Feskorn, Geimer, Greger, Herget, Heßler, Lorenz, Lückemann, Schultzky, Seibel und G. Vollkommer. 32. Neu bearbeitete Auflage 2018. Verlag Dr. Otto Schmidt KG, Köln. XXXII, 3264 Seiten. 169,00 Euro; ISBN 978-3-504-47023-4 Prof. Ulrich Keller, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
FK-InsO-Frankfurter Kommentar zur InsO.
Herausgeber: Dr. Klaus Wimmer, MinRat a. D. 9. Auflage, 2018. Verlag Luchterhand. 4.224 Seiten, Ln., 289,– Euro Prof. Udo Hintzen, Berlin

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